

Werk Tanne - Ostbahnhof
Die Altlastenverdachtsfläche „Werk Tanne Ostbahnhof“ befindet sich im nordöstlichen Bereich des Ortsteils Clausthal in einem größtenteils gewerblich genutzten Bereich in der Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld im Landkreis Goslar.
Der nördliche Bereich der Altlastenverdachtsfläche, Fläche „D“ und östlich sowie nordöstlich davon, sind zusätzlich der Altlastenverdachtsfläche „Oberharzkaserne“ zuzuordnen.
Der Ostbahnhof wurde im Zusammenhang mit dem Rüstungsbetrieb Werk Tanne genutzt. Es besteht daher der Verdacht, dass auf dem Gelände Ablagerungen mit Rückständen aus der TNT-Produktion des Werkes Tanne (Neutralisationsschlämme) vorgenommen wurden.
Untersuchungen
Zur Klärung des Untersuchungsbedarfs und genaueren Eingrenzung der potenziell abgelagerten Produktionsrückstände aus dem Werk Tanne wurde 2011 eine historische Recherche in Auftrag gegeben.
In der Luftbildauswertung wurden zwei Areale potenzieller Ablagerungsflächen für Produktionsrückstände aus dem Betrieb von Werk Tanne im Bereich Ostbahnhof erkannt und bereits Anfang der 1990er Jahre mittels Rammkernsondierungen untersucht. Neutralisationsschlämme oder andere sprengstofftypische Verbindungen wurden dabei jedoch nicht nachgewiesen. In zwei von 10 Sondierungen der Fläche „D“ (s.u.) wurden geringe Mengen Nitrotoluole nachgewiesen (max 0,31 mg/kg) (Slomka & Harder 1993).
Im Rahmen einer orientierenden Untersuchung der Altlastenverdachtsfläche „Oberharzkaserne“ in 2005 (Arcadis) wurden im südöstlichen Bereich der Fläche „D“ als Ergebnis einer Rammkernsondierung keine Gefährdungen der Pfade Boden – Grundwasser und Boden – Mensch festgestellt. Der größte Teil dieser Fläche ist versiegelt, weiterer Handlungs- oder Untersuchungsbedarf wurde nicht für erforderlich erachtet.
Bei der Fläche „H“ ca. 50 m SE des Bahnhofgebäudes handelt es sich um eine nach dem Krieg verfüllte Grube. Hier wurden neben Bergbaurückständen auch Hausmüll und Bauschutt erbohrt (Slomka & Harder 1993). Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Verfüllung bereits zu Kriegszeiten begonnen wurde, ist hier der Altlastenverdacht in Zusammenhang mit Werk Tanne noch nicht gänzlich ausgeräumt.
Ein weiterer Grund für die Einstufung als Verdachtsfläche ergab sich aus einer Archivrecherche, die den Erwerb eines schmalen Geländestreifens zwischen der (früheren) Straße "Am Ostbahnhof" (heute nordwestliche Verlängerung des Sachsenweg) und dem Bahndamm durch das Werk Tanne belegt. Dieser Geländestreifen, der sich von der oben dargestellten Fläche B über C, E und F bis G erstreckt, wurde möglicherweise zur Ablagerung von Produktionsrückständen aus Werk Tanne genutzt. In einem Teilbereich dieses Geländestreifens wurden im Rahmen einer orientierenden Untersuchung Ende 1989 vier Sondierungen (1 m) niedergebracht, die organoleptisch unauffällig waren. Auch in einer Sickerwasserprobe im Bereich des Ostbahnhofs wurden keine STV nachgewiesen (IABG 1990).
Im Zuge von Baumaßnahmen zum geplanten market Fachmarktzentrum im Zentrum der Fläche im direkt nordöstlichen Anschluss an das Bahnhofsgebäude bis zum Tennisplatz Richtung Osten wurden 20 Rammkernsondierungen niedergebracht. Die 1 bis 3 m mächtigen Auffüllungen wiesen harztypisch erhöhte Schwermetallgehalte auf sowie teilweise erhöhte Gehalte organischer Substanzen (MKW, lipophile Stoffe, EOX, PAK), der vermutlich auf die Bahnhofs- und Baustofflager-Nutzung des Geländes zurückzuführen sind (GRID 2002). Es wurden keine Anzeichen von Ablagerungen in Zusammenhang mit Werk Tanne festgestellt. An keiner Stelle wurde Grund- bzw. Schichtenwasser angetroffen. Durch die Bebauung und weitgehende Versiegelung des belasteten Areals ist hier von einer Verbesserung der Situation auszugehen und keine weitere Untersuchung erforderlich.
Auf dem Gelände der ehemaligen Firma Preiss & Widrat nördlich und westlich des Bahnhofsgebäudes ist mittlerweile der Betrieb des Baustoffhandels stillgelegt. Nach den Recherchen in den Bauakten befand sich auf dem Gelände ein unterirdischer 30.000 l Diesel Tank, der für eine Eigenverbrauchstankstelle genutzt wurde (Fläche „J“). Der Tank wurde zwar offenbar gereinigt und verfüllt, es besteht jedoch die Möglichkeit, dass sich im Umfeld des Tanks Kontaminationen durch Betankungsverluste befinden können. Die Eigenverbrauchstankstelle wurde während der Nutzung durch den Baustoffhandel auf dem Grundstück einmal verlegt. Der jüngere der beiden Standorte (oberirdischer Tank) befindet sich innerhalb der Fläche „B“.
Beim Bau einer Lagerhalle direkt südöstlich der Fläche „A“ wurden Ascheablagerungen angetroffen, bei denen es sich vermutlich um Produktionsrückstände aus Werk Tanne handelt. Bei Fläche „A“ selbst handelt es sich um den Bereich der ehemaligen Rampe, über welche Recherchen zufolge die Verfüllung des im nördlichen Anschluss befindlichen Teiches mit Neutralisationsschlämmen per Bahn erfolgte. (Die nachgewiesenen Neutralisationsschlämme im Bereich des ehemaligen Teiches sind einer anderen Altlastenfläche zugeordnet und nicht Bestandteil dieses Untersuchungsgebietes.)
2020 haben weitere Untersuchungen zur Gefährdungsbeurteilung durch die Mull und Partner Ingenieurgesellschaft mbH stattgefunden: Im Ergebnis sind Schwermetallbelastungen (harztypisch) wie auch vereinzelt STV-Belastungen festgestellt wurden. Ein Handlungsbedarf leitet sich hieraus allerdings nicht ab. Den entsprechenden Abschlussbericht vom 28.04.2021 können Sie hier einsehen.