

Werk Tanne - Abwasserleitung Richtung Osterode
Die sogenannte Abwasserleitung nach Osterode war ein Bestandteil der Abwasserentsorgungseinrichtungen der ehemaligen Sprengstofffabrik Clausthal (Werk „Tanne“). Dort wurde in den Jahren 1939 bis 1944 der Sprengstoff Trinitrotoluol (TNT) in großer Menge hergestellt und in Minen und Bomben abgefüllt.
Innerhalb dieser Zeit wurden insgesamt 5,4 Mio. m³ stark mit sprengstofftypischen Verbindungen verunreinigte Abwässer aus dem Werk „Tanne“ über ein verzweigtes, insgesamt über 20 km langes Rohrleitungssystem bzw. im Bereich des Landkreises Osterode am Harz über das oberirdische Gewässernetz der Bremke durch das Untersuchungsgebiet nach Osterode abgeleitet. Dabei wurden die Abwässer zunächst bis Februar 1942 über die Bachläufe von Kleiner und Großer Bremke abgeführt und später, nach Verlängerung der Rohrleitung bis Petershütte, nur noch über den Unterlauf der Großen Bremke. Der größte Teil der Abwässer gelangte somit in die Söse und zum Teil sogar bis in die Leine. Alternativ zu diesem Vorgehen wurde ein Teil der Abwässer über Schluckbrunnen in Petershütte in den Untergrund verpresst.
Untersuchungen
Im Sommer 2017 erfolgte die Vermessung des rund 10 km langen Abschnitts der Abwasserleitung auf dem Gebiet des Landkreises Goslar. Dabei wurden 34 Schächte im Gelände aufgefunden und eingemessen sowie 30 weitere Schächte (nicht auffindbar) mit einer Genauigkeit von ca. 1m im Gelände abgesteckt.
2018 wurde der Leitungsverlauf orientierend untersucht. Folgende Ergebnisse hat der Gutachter feststellen können:
- Weite Teile im Bereich der Leitung sind durch Einträge von sprengstofftypischen Verbindungen (STV) betroffen.
- Die Größenordnung der Belastung ist unter Bezugnahme auf Prüfwertvorschläge, die örtliche Lage und die festgestellte Tiefe als gering einzustufen.
- Eine akute Gefährdung der Wirkungspfade Boden-Mensch und Boden-Pflanze ist nicht erkennbar und nicht abzuleiten.
- Die STV-Gehalte lagen in drei von fünf Proben oberhalb der Geringfügigkeitsschwellenwerte (GFS), aber aufgrund der lateral geringen Ausdehnung (Leitung in Linienelement), des Vorliegens von Schichten- bzw. Stauwassers und der nur leichten Überschreitung der GFS ist eine Gefährdung des Grundwassers wenig wahrscheinlich.
Unter Beachtung der Geometrie und Ausdehnung der betroffenen Fläche kommt der Gutachter zum Ergebnis, dass flächenhafte Kontaminationen nicht zu erwarten sind.Vielmehr ist mit punktuellen Belastungen zu rechnen, insbesondere in dem Bereich von Schächten, Leitungsmuffen oder ausgetauschten Leitungsstücken. Die Lag der Schächte ist dabei grundsätzlich bekannt. Durch die punktuelle Beprobung kann der Verdacht einer schädlichen Bodenveränderung nicht für den gesamten Leitungsverlauf ausgeräumt werden.
Aus diesem Grund bleibt die Abwasserleitung von Werk Tanne weiterhin im Altlastenkataster erfasst. Im Falle von baulichen Maßnahmen oder sonstigen Eingriffen, die auf bzw. entlang der Leitung stattfinden sollen, werden im Vorfeld örtlich begrenzte Untersuchungen zu Schädlichkeit etwaiger Belastungen (Arbeits- und Gesundheitsschutz) sowie zu abfallrechtlichen Erfordernissen (Entsorgung Bodenaushub) veranlasst.
Das Gutachten zur orientierenden Untersuchung finden Sie hier.