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Familie und Medien

Welche Bilder erscheinen, wenn Sie an „Kindheit“ denken? Eine Mischung aus Bullerbü, Pippi Langstrumpf und Rama-Frühstücksfamilie? Vielen Erwachsenen geht es so. Doch die meisten Kinder in unserem Land wachsen nicht auf einem Bauernhof auf und viele Kinder leben nicht in der klassischen Vater-Mutter-Kind-Familie.

Mediennutzung ist selbstverständlich

Die Nutzung von Telefon und Handy, von Fernseher und CD-Player, von Computern und Spieleplattformen oder mobilen Spielekonsolen ist für Kinder und Jugendliche  heute, ob sie nun in einer Stadt oder einem Dorf wohnen, selbstverständlich. Eine Welt ohne diese Geräte kennen sie nicht. Sie eignen sich die Handhabung dieser Geräte als etwas an, das völlig normal und selbstverständlich ist.

Eltern als Vorbild

Sie sehen Erwachsene vor dem Fernseher sitzen und tun das auch. Sie sehen Eltern vor dem Computer viel Zeit verbringen und wollen das auch. Wie nutzen also sie selbst als Eltern die Medien? Nur aus Notwendigkeit oder auch zur Unterhaltung, zum Abschalten, zum Zeitvertreib? Dann geht es ihnen wie den meisten Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen.

Selbstbefragung

Doch wie kann es gelingen, den Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit den Medien zu vermitteln? Ein Blick auf die eigene Mediennutzung kann dabei helfen: Gehe ich so mit Computer und Fernseher um, wie ich das auch von meinem Kind erwarte? Kann ich auch auf eine Fernsehsendung verzichten, wenn gerade ein interessantes Gespräch stattfindet oder Besuch da ist? Halte ich Kontakt mit Freunden nur noch über Telefon, Email oder Chatroom oder mache ich mir die Mühe gegenseitiger Besuche oder Verabredungen außerhalb der elektronischen, virtuellen Welt? Kann ich meine eigenen Vorgaben bei Spielen einhalten oder vergesse ich schon mal die reale Welt zugunsten der „World of Warcraft“? Das Verhalten der Eltern wird in die Entwicklung von eigenen Maßstäben im Umgang mit Medien bei den Kindern mit einfließen.

Einige Zahlen sollen die mediale Situation in den Familien verdeutlichen:

Freizeitaktivitäten

  • Befragt nach ihren Freizeitaktivitäten, gaben Kinder an, sich am liebsten mit Freunden zu treffen (47%) und draußen zu spielen (42%), 31% zählen aber auch das Fernsehen und 22% den Computer zu ihren liebsten Freizeitbeschäftigungen.

  • Mehr als 90% der Jugendlichen trifft sich täglich oder mehrmals in der Woche mit Freunden, genauso häufig nutzen 70% das Internet (Chat, Instant Messengers, Communities).

  • Fernsehen, Computer und Handy wird von 88 bis über 90 % der Jugendlichen täglich oder mehrmals pro Woche genutzt, das Internet und MP3-Player von mehr als 80%. Mädchen nutzen das Handy häufiger, Jungen beschäftigen sich mehr mit PC-Spielen, Spielekonsolen, DVDs und Videos.

    40% der Jugendlichen geben außerdem an, täglich oder mehrmals pro Woche Bücher zu lesen.

Medienbindung

Kinder geben zu 70% an, am wenigsten auf den Fernseher verzichten zu können. Dieser wird mit zunehmendem Alter weniger wichtig und der Computer gewinnt an Bedeutung. Jugendliche möchten am wenigsten auf den PC und das Internet verzichten, Jungen noch mehr als die Mädchen. Danach befragt, welches Medium wichtiger ist als das Handy, geben 74% der Jugendlichen Bücher an, 65% den PC, 55% das Internet und je 53% das Fernsehen und Zeitungen.

Womit beschäftigen sich die Kinder und Jugendlichen am PC?

  • Ungefähr 80% der Kinder nutzen den Computer zumindest selten. Die Kinder spielen sowohl alleine als auch mit Freunden. Mehr als 40% arbeiten auch für die Schule und nutzen Lernprogramme, 41 % nutzen das Internet. 30% der Kinder schreiben Texte oder malen.
  • Im Jahr 2008 nutzten fast alle Jugendlichen (97%) den Computer mindestens einmal im Monat. 40% der Jugendlichen arbeiten dabei für die Schule, fast die Hälfte der Jungen, aber nur 13 % der Mädchen spielen  Computerspiele. Um die 25% schreiben Texte, 6-10% bereiten Präsentationen und Referate vor, ca. 18% stellen MP3s zusammen, 10% bzw.9% der Jungen bearbeitet Musik oder programmiert, während dies nur 3% der Mädchen tun.
  • Vor dem Computer führen die Jugendlichen vielfältige Aktivitäten gleichzeitig durch: Sie telefonieren, hören Musik, sie lernen, essen und trinken..

Tägliche Spieldauer

  • Die tägliche Spieledauer von Computer- und Konsolenspielen geben die Mädchen mit 47 – 55 Minuten an, die Jungen mit 91 – 120 Minuten, diese bevorzugen Shooter- und Actionspiele und die Mädchen Strategiespiele. Ca 36% der Mädchen und 82% der Jungen haben schon Spiele genutzt, für die sie laut Altersbegrenzung zu jung waren.
  • Die meisten Jugendlichen haben selten oder nie Probleme mit ihren Eltern hinsichtlich der PC- und Konsolenspiele, die Hälfte der jüngeren Jugendlichen gibt an, dass mit den Eltern Absprachen bestehen.

Internet

  • 55% der Kinder nutzen das Internet zumindest selten, meistens zur Informationssuche für die Schule (48%). Es werden aber auch online Spiele gespielt (40%), E-Mails geschrieben (30%), gechattet (20%) und vieles mehr. 22% geben an, schon einmal „Erwachsenen-Seiten“ besucht zu haben.
  • Mehr als 80% der Jugendlichen beschäftigt sich mit Web 2.-Aktivitäten (also in Newsgroups schreiben, Online Communities nutzen, Weblogs schreiben, Fotos/Videos, Musik/Sound einstellen). Gravierende Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen bestehen dabei beim „Filme anschauen“, „Newsgroup lesen und schreiben“, „Multi-User-Spielen“ und „Online-Spielen allein“. Jungen nutzen diese Angebote sehr viel häufiger. Abgesehen davon nutzen die Jugendlichen die ganze Spannbreite des Netzes, wobei kommunikative Möglichkeiten (Communities, Instant Messenger, wie z.B. ICQ, Chatten, E-Mails...) den größten Raum einnehmen, aber auch Suchmaschinen, Nachrichten- und Informationssuche, Musikhören, Filme schauen und Spiele spielen gehört zum Repertoire.

Schlussfolgerungen

Die statistischen Daten belegen, wie präsent Medien in der Welt der Kinder sind.  Sie zeigen, wie sich Kindheit und Jugend heute von der Kindheit und Jugend der Eltern unterscheidet. Die Präsenz der virtuellen Welt hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung und Interpretation der Welt. Sie stellt sich den Kindern als eine „reale“ Welt dar, in einer Entwicklungsstufe, in der Kinder noch nicht sicher zwischen Wirklichkeit und Phantasie unterscheiden können. Der Weihnachtsmann ist für manche Grundschüler genauso denkbar wie die reale Existenz eines Harry Potter oder einer Spielfigur in „Animal Crossing“, einem Nintendo-Spiel. Dies gilt es im Blick zu behalten, wenn Kinder mit Medien umgehen. Neben der Medienkompetenz haben Kinder nach wie vor viele Entwicklungsaufgaben im Bereich der Wahrnehmung, der Motorik, der Kognition, des sozialen Miteinanders, der Sprache und Kommunikation zu bewältigen. Der Erwerb der Medienkompetenz kann den Erwerb der anderen Fähigkeiten nicht ersetzen. Hier ist es wichtig, den Kindern ausreichend Erfahrungen zu ermöglichen.

Gemeinsame Regeln

  • Es ist wichtig, Regeln für die Dauer und Art der Mediennutzung mit den Kindern aufzustellen (und sich auch als Eltern an eigene Regeln zu halten).
  • Diese Regeln sollten an das Alter der Kinder und Jugendlichen angepasst sein, sowohl, was die Dauer des täglichen Medienkonsums betrifft als auch die Art der Beschäftigung. Dass Kinder keine Gewaltdarstellungen und keine Pornos sehen sollten, darüber sind sich Eltern einig. Aber wo ist die Grenze zu setzen? Gewisse Hinweise geben die Altersangaben auf Spielen und Filmen, jedoch heißt das noch lange nicht, dass ein Film mit freier Altersangabe auch für Vierjährige eine angemessene Freizeitbeschäftigung darstellt. Es heißt aber schon, dass ein Spiel, das ab 18 freigegeben wurde, keinesfalls eine angemessene Freizeitbeschäftigung für einen Viertklässler ist, auch wenn der versichert, dass „alle“ das Spiel spielen.

Machen sie sich selbst ein Bild

Sehen sie sich Filme und Spiele im Zweifelsfall selber an, beobachten sie die Reaktionen ihrer Kinder und reden sie mit ihnen darüber. So entwickeln sie ein Gefühl dafür,  was ihren Kindern gut tut und was sie ihnen zumuten können.

Lernen sie von ihren Kindern

  • Eltern können sich zeigen lassen, was ihre Kinder mit den ihnen zur Verfügung stehenden Medien anfangen. Es kann spannend sein, zu erfahren, warum gerade dieses Hörspiel, diese Musik, dieser Film, dieses PC-Spiel für das Kind so interessant ist. Welche Bedürfnisse werden befriedigt oder kompensiert? Warum ist es so wichtig, stundenlang bei ICQ, Knuddels oder SchülerVZ „rumzuhängen“?
  • Warum nicht auch einmal gemeinsam ein Hörspiel hören, einen Film anschauen, ein PC-Spiel spielen?