Zahl der Pflegebedürftigen im Kreisgebiet wird bis zum Jahr 2040 auf 11.371 Personen steigen
Sozialausschuss des Landkreises Goslar befasst sich mit örtlichem Pflegebericht und einem Konzept für kommunalen Inklusionsbericht
Die Landkreisbevölkerung wird bis zum Jahr 2040 weiter schrumpfen, während die Zahl der pflegebedürftigen Bürgerinnen und Bürger auch künftig zunimmt. Gleichzeitig werden die Kosten für Pflegeleistungen steigen und der Fachkräftemangel in der Pflegebranche wird sich ausweiten – mit diesem Fazit leitete Nicole Trenkner, Leiterin des Fachdienstes Hilfe zur Pflege, Betreuung und Beratung, in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses die Vorstellung des örtlichen Pflegeberichts für das Jahr 2023 ein. Das Gremium tagte vergangenen Donnerstag unter der Leitung von Frank Hencken gut eineinhalb Stunden im großen Sitzungssaal des Goslarer Kreishauses.
11.371 Menschen werden im Jahr 2040 pflegebedürftig sein, das entspricht einem Plus von 3 Prozent – eine Entwicklung, die auf den ersten Blick nicht nach einem großen Anstieg klingt, angesichts der begleitenden Umstände wie Fachkräftemangel und steigende Kosten allerdings für einige Schwierigkeiten sorgen kann. Daher formuliert der Pflegebericht zusätzlich zur Einschätzung der aktuellen Situation und einer Prognose ebenso Strategien, wie die Lage verbessert werden kann.
Schließlich bedeuten die Kosten für Pflegeleistungen für viele Menschen bereits gegenwärtig eine Herausforderung, machte Trenkner deutlich: Für einen vollstationären Platz müssten gegenwärtig Eigenleistungen in Höhe von durchschnittlich 2.700 Euro erbracht werden, Tendenz steigend. Schon jetzt beziehen 40 Prozent der Pflegebedürftigen aufgrund der hohen Kosten Sozialhilfe. „Die Sozialhilfe ist in der Mittelschicht angekommen“, so Trenkner. Hoffnung setzt sie daher auf Gesetzesreformen, die die Pflege wieder bezahlbar machen, indem durch die Pflegeversicherung ein größerer Betrag übernommen wird.
Mehr Heime seien aber nicht die Antwort auf mehr Pflegebedürfte, das hätten auch die jüngsten Schließungen von insolventen Einrichtungen gezeigt: Die Auslastungsquote, die vor diesen Schließungen bei 82,9 Prozent lag, ist lediglich auf 85,9 Prozent gestiegen. Es gab ausreichend Kapazitäten, um die Bewohnerinnen und Bewohner, die aus den Heimen ausziehen mussten, in anderen Einrichtungen aufzunehmen.
Ein akuter Mangel herrscht hingegen beim Pflegepersonal. Dieser sorge dafür, dass einige Plätze nicht angeboten werden können, erklärte Trenkner: „Das Personal wird bereits jetzt aus den Einrichtungen gegenseitig abgeworben.“ Entsprechend würden mehr Heime auch eine größere Konkurrenz zueinander bedeuten.
Stattdessen sprach sich die Fachdienstleiterin für eine Stärkung der Angebote im ambulanten Bereich sowie für einen Ausbau der Kurzzeit- und Verhinderungspflege im Landkreis Goslar aus. Für Angehörige, die eine wichtige Säule im Pflegesystem darstellen, könne der Zugang zu Leistungen durch bessere Beratungen und weniger Bürokratie erleichtert werden.
Plätze für überbrückende Pflegeangebote könnten zudem dazu beitragen, sie weiter zu entlasten. Für die Einrichtungen bedeuten diese einen großen Aufwand im Verhältnis zu kurzen Verweildauer, daher sind sie eher unattraktiv, begründete Trenkner das bislang überschaubare Angebot in diesem Bereich.
Besonders entscheidend ist laut Trenkner die Ressource Personal – wichtig sei es, dass vorhandene Pflegekräfte der Branche erhalten bleiben, erklärte sie. Konzepte, die auf eine stärkere Work-Life-Balance setzen, könnten dazu beitragen und gleichzeitig ehemalige Pflegekräfte zu einer Rückkehr motivieren. Als Beispiel nannte Nicole Trenkner ein Seniorenheim im Südharz, in dem eine 4-Tage-Woche für das Personal umgesetzt wird.
So detailliert, wie die Situation des Pflegesektors im Kreisgebiet beleuchtet wird, soll künftig auch das Thema Inklusion im Landkreis Goslar betrachtet werden: Claudia Thiele, Leiterin des Fachdienstes Teilhabe von Menschen mit Behinderung beim Landkreis Goslar, erläuterte den Ausschussmitgliedern das Konzept für einen kommunalen Inklusionsbericht. „Wie werden im Kreisgebiet Benachteiligungen von Menschen mit Behinderung vermieden? Wie wird die Teilhabe gestärkt, wie stark das selbstbestimmte Leben gefördert? Kurz gefragt: Wie inklusiv ist der Landkreis Goslar, und wie können wir unseren Stand verbessern?“, fasste sie die Fragen, auf die sich dieser Bericht konzentrieren wird, zusammen.
Kernstück soll ein umfassendes Beteiligungsverfahren sein, über das Menschen mit Behinderung eng in die Erarbeitung des Berichtes eingebunden werden, erklärte Claudia Thiele. Ebenso ist geplant, dass kommunale Gremien, Fachleute, Entscheiderinnen und Entscheider aus dem gesamten Kreisgebiet wie auch die interessierte Öffentlichkeit mitwirken.
Wichtig sei es, mit allen Akteuren ins Gespräch zu kommen, um gemeinsam Ziele und Ideen zu entwickeln und darauf aufbauend konkrete Maßnahmen zu planen und umzusetzen, betonte Thiele – der Bericht solle auf keinen Fall nur in eine Schublade verbannt werden.