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Datum: 21. Januar 2020

Waldbrandgefahr im Harz: Landkreis Goslar warnt vor Dramatisierung

Länder- und landkreisübergreifende Zusammenarbeit zum Thema Waldbrandschutz wird begrüßt 

Die Debatte über die mögliche Gefahr von Waldbränden im Harz beherrscht seit gut einer Woche die regionale und überregionale Medienlandschaft. Und auch in den sozialen Netzwerken tauschen sich Nutzerinnen und Nutzer intensiv zu diesem Thema aus.

Der Landkreis Goslar, zu dessen Gebiet große Teile des Mittelgebirges gehören, will eine zukünftig erhöhte Wald- und Vegetationsbrandgefahr für den Harz keinesfalls negieren, warnt angesichts der aktuellen Diskussion aber vor einer Dramatisierung der Lage.

Frank-Michael Kruckow, Leiter des Fachbereichs für Ordnung, Verkehr und Bevölkerungsschutz beim Landkreis Goslar, erklärt, dass der Harz nach der bisher geltenden Einstufung der Europäischen Union nicht zu den Hochrisikowaldbrandgebieten zählt: „Die vergangenen beiden Jahre waren auch im Harz sehr niederschlagsarm, was sich auch in den Wäldern und auf den Wiesen des Harzes deutlich zeigt. Dies kann künftig natürlich zu einer erhöhten Gefahr von Vegetationsbränden führen, vor allem dann, wenn ein weiteres trockenes Jahr anstehen sollte. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt von einem Hochrisikogebiet zu sprechen, erachte ich jedoch als verfrüht und ein stückweit auch als Panikmache, denn bislang konnte eine erhöhte Wald- und Vegetationsbrandgefahr nicht verifiziert werden. Darüber hinaus ist sich die Wissenschaft bislang nicht einig, ob Totholz tatsächlich ein wie nun dargestellter Brandbeschleuniger ist.“

Um einer möglichen Zunahme künftiger Gefahrensituationen aber bestmöglich begegnen zu können, hat der Landkreis Anfang 2019 den Arbeitskreis „Waldbrand“ ins Leben gerufen. Ziel dieses Kreises, der sich bislang aus Brandschutzexperten der Städte und Gemeinden, Mitarbeitenden des Landkreises Goslar, Vertretungen der Niedersächsischen Landesforsten und des Nationalparks sowie des zuständigen Regierungsbrandmeisters für den Bezirk Braunschweig zusammensetzt, ist die Erarbeitung eines gemeinsamen Maßnahmenplans, der auch einer landkreis- und länderübergreifenden Zusammenarbeit als Blaupause dienen könnte.

Frank-Michael Kruckow begrüßt deshalb das nun geäußerte Interesse der benachbarten Landkreise Göttingen und Harz sich an dem Arbeitskreis zu beteiligen. „Der Aufbau eines landkreis- und länderübergreifenden Netzwerkes als eine Art „Denkfabrik“ kann nur sinnvoll sein. Ob es uns schlussendlich aber gelingt ein gemeinsames Waldbrandkonzept zu erarbeiten und grenzübergreifend zu implementieren, bleibt aufgrund der vielfältigen Zuständigkeiten abzuwarten. Wichtig ist jedoch, dass wir gemeinsam geeignete Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung von Waldbränden entwickeln und dazu im Austausch stehen“, erklärt Kruckow.

Goslars Kreisbrandmeister Uwe Fricke hat bereits einige Themenkomplexe ausgemacht, denen sich der Arbeitskreis vorrangig widmen sollte. Neben der Sensibilisierung von Harzbesuchern für das Thema „Waldbrand“, sollten Aus- und Fortbildung, die Befahrbarkeit von Wegen, Fahrzeug- und Gerätetechnik, die Erstellung eines Verzeichnisses für Wasserentnahmestellen, Luftunterstützung, Bevölkerungswarnung, Evakuierungspläne sowie die Fortschreibung der bestehenden Waldalarmpläne nach Ansicht des obersten Brandschützers im Kreisgebiet weit oben auf der To-Do-Liste des Arbeitskreises stehen.

Fricke weist mit Blick auf die Gefährdungssituation ferner darauf hin, dass Vegetationsbrände in der Regel nicht einfach entstehen, sondern meist von Menschen verursacht werden. Deshalb müsse eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit etabliert werden, die auf die Gefahren hinweist und aufklärt, wie Vegetationsbrände vermieden werden können.

Der Landkreis Goslar hat sich bereit erklärt die Gesamtkoordination des Arbeitskreises zu übernehmen, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass es nicht Aufgabe der Kreisverwaltung ist, ein Waldbrandschutzkonzept für den gesamten Harz zu erstellen.