Hochwasserschutz im Seesener Ortsteil Rhüden: Aufweitung der Nette auf 1,4 Kilometern ist abgeschlossen
Maßnahmen ermöglichen eine Erhöhung des Abflussvolumens auf 23 Kubikmeter pro Sekunde / 80 Prozent der Finanzierung entstammen aus dem Sondervermögen Hochwasser des Landes Niedersachsen
Nach gut zwei Jahren Bauzeit kommt ein wichtiges Hochwasserschutzprojekt im Landkreis Goslar zu seinem Abschluss: Mit der Aufweitung der Nette auf einer Länge von 1,4 Kilometern soll der Seesener Ortsteil Rhüden künftig besser vor Wassermassen geschützt sein. Bei Starkregenereignissen in der Vergangenheit war es zu Situationen gekommen, in denen das Wasser nicht mehr ordnungsgemäß abfließen konnte und so für Überflutungen innerhalb des Ortes sorgte. Die Erweiterung des Abflussvolumens auf 23 Kubikmeter pro Sekunde soll dies in Zukunft zu verhindern – zuvor waren es je nach Jahreszeit 16 bis 18,7 Kubikmeter pro Sekunde.
Auf rund 3,8 Millionen Euro belaufen sich die Gesamtkosten für den Ausbau der Nette, 80 Prozent hiervon trägt das Niedersächsische Umweltministerium. Bauherr des Projektes ist der Hochwasserschutzverband Innerste, dieser trägt auch die restlichen 20 Prozent der Kosten, die nach einem festgelegten Schlüssel auf seine Mitglieder (Landkreis Goslar, Landkreis Hildesheim, Landkreis Wolfenbüttel sowie die Städte Hildesheim und Salzgitter) umgelegt werden. Der Landkreis Goslar wirkte im Rahmen des Projektes zudem als zuständige Planfeststellungsbehörde.
Die Bedeutung des Hochwasserschutzes betont der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer wie folgt: „Hochwasserschutz ist gerade in Zeiten der Klimakrise unverzichtbare Daseinsvorsorge. Das Land fördert daher die Maßnahmen des Hochwasserschutzes wie hier die Aufweitung der Nette mit 80 Prozent aus dem Landeshaushalt. Ich freue mich sehr, dass wir die Mittel weiter deutlich aufstocken konnten unter anderem für ein Hochwasserrückhaltebecken in Bornhausen bei Seesen, aber auch insgesamt für den natürlichen und technischen Hochwasserschutz. Vorsorge ist besser als Nachsorge und wir in Niedersachsen wissen spätestens seit dem Winterhochwasser 2023/2024 wie wichtig Investitionen in Gewässer- und Hochwasserschutz ist.“
Um sich selbst ein Bild von den nun größtenteils abgeschlossenen Arbeiten an der Nette zu machen, trafen sich die Verantwortlichen des Projektes am heutigen Mittwoch vor Ort in Rhüden: Gemeinsam mit Lars Hampel, Abteilungsleiter Zentrale Aufgaben, Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, Stefan Behrens, stellvertretender Verbandsvorsitzender des Hochwasserschutzverbandes Innerste, Karsten Dolatka, Geschäftsführer des Hochwasserschutzverbandes Innerste, und Ingenieurin Kara Keimer, begutachteten Landrat Dr. Alexander Saipa und Erster Kreisrat Frank Dreßler das Ergebnis der Aufweitung. Vertreten waren zudem Rhüdens Ortsbürgermeister Frank Hencken, Michael Franke vom Planungsbüro GEUM.tec in Hannover sowie Erik Homann, Bürgermeister der Stadt Seesen und stellvertretender Vorsitzender des Ausbauverbandes Nette. In letzterer Funktion vertrat er den Vorsitzenden Rainer Block, der kurzfristig krankheitsbedingt ausfiel.
Landrat Dr. Alexander Saipa zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis, das er als wichtige Hochwasserschutzmaßnahme vor Ort in Rhüden bezeichnete: „Die leider immer häufiger auftretenden Extremwetterereignisse machen ein Handeln im Hinblick auf den Hochwasserschutz zwingend notwendig, das hat sich auch in den vergangenen Jahren im Landkreis Goslar gezeigt – und dafür müssen wir gar nicht erst bis zum Katastrophenfall im Jahre 2017 zurückgehen, auch wenn uns allen sicherlich noch die Fotos aus der Rhüdener Ortslage von damals mehr als deutlich vor Augen sind“, so der Chef der Kreisverwaltung. „Daher bin ich dem niedersächsischen Umweltministerium ausgesprochen dankbar, dass hier die Notwendigkeit erkannt und Großteil der Finanzierung aus dem Sondervermögen Hochwasser getragen wurde, und natürlich ebenso dem Hochwasserschutzverband Innerste und allen weiteren Beteiligten für die ausgesprochen gute Zusammenarbeit.“
Der Startschuss für das Projekt an der Nette fiel am 22. Mai 2023, die ersten Maßnahmen im Wasser erfolgten im September 2023. Neben abschnittsweiser Sohlvertiefung, Böschungsabgrabung und -beräumung sowie der Rodung von Baumstümpfen wurden zudem auch Steine eingesetzt, die der Strömungslenkung dienen, sowie Wasserbausteine als Sicherung und Sitzwarten für Wasservögel eingebaut. Im weiteren Verlauf erfolgten umfangreiche Arbeiten am Radweg entlang der Nette: Hierzu gehört neben der Neu-Asphaltierung, bei der der Radweg für die Öffentlichkeit breiter ausgebaut wurde, auch der Einbau einer neuen Radwegebrücke. Da diese höher als das alte Bauwerk liegt, lässt sie so auch mehr Wasser durch.
Karsten Dolatka, Geschäftsführer des Hochwasserschutzverbandes Innerste, zieht nach der Bauzeit ein positives Fazit: „Die erste Bewährungsprobe hatten wir bereits beim sogenannten Weihnachtshochwasser 2023 – dort hat sich gezeigt, dass die Maßnahmen in dem bereits ausgebauten Bereich ihren Zweck genau wie geplant erfüllen. Die Aufweitung der Nette ist ein wichtiger Schritt, um den Schutz im Einzugsgebiet der Innersten maßgeblich zu stärken und Hochwasserereignisse beherrschbarer zu machen.“
Im Rahmen des Projektes stehen nun planmäßig nur noch einige Pflanzungen aus, die Ende des Jahres entlang der Nette nördlich der Kläranlage erfolgen sollen – dann sind die Arbeiten an der Nette endgültig abgeschlossen.