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Datum: 5. Oktober 2020

Beratungs- und Hilfsbedarf ist bei Grundschülern besonders groß

BEKJ legt Jahresbericht 2019 vor / Ausblick auf 2020: Coronakrise sorgt für neue Schwerpunkte 

Mehr als ein Drittel aller Gespräche, die in den Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche (BEKJ) des Landkreises Goslar im vergangenen Jahr geführt wurden, drehten sich um Probleme in der Schule und der Ausbildung. Dies geht aus dem nun vorgelegten Jahresbericht der BEKJ für 2019 hervor. An zweiter Stelle folgten Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Trennungen und Scheidungen und an dritter Entwicklungsauffälligkeiten.

Insgesamt haben 1.011 Klienten die Hilfe der Beratungsstellen an den Standorten Goslar, Bad Harzburg und Clausthal-Zellerfeld in Anspruch genommen. Das entspricht in etwa den Zahlen aus den Vorjahren. 2017 waren es 1.012 und 2018 1.067 Klienten.

Schaut man in die Statistik ist auffällig, dass die Hilfe der BEKJ mit einem Anteil von mehr als 34 Prozent besonders häufig von Grundschülern und deren Eltern in Anspruch genommen wird. Diplom Psychologin Claudia Brümmer, Leiterin der BEKJ, kennt die Gründe und erklärt, dass es bei Grundschülern häufig um Fragen aus dem Lern- und Leistungsbereich geht: „Ab der dritten oder vierten Klasse treibt viele Eltern die Frage um, ob ihre Kinder den Anforderungen im Lern- und Leistungsbereich entsprechen können. Unter anderem geht es dabei um mögliche Lernstörungen oder Konzentrationsprobleme.“

Bei den weiterführenden Schulen sind es vor allem Schüler der Gymnasien, die die Hilfe der BEKJ suchen. Claudia Brümmer sagt, dass dabei häufig auch Überforderung eine Rolle spielt: „Viele Eltern wünschen sich für ihre Kinder die bestmögliche und höchste Schulbildung, was grundsätzlich auch verständlich und absolut nachvollziehbar ist. Doch einige Schüler sind mit den Anforderungen auf einem Gymnasium schlicht überfordert. Das führt zu Frust, zu Versagensängsten und kann auch Depressionen auslösen, die Gift für den weiteren Lernerfolg sind. Die erhöhte Beratungsnachfrage hängt aber zu einem weiteren Teil damit zusammen, dass Eltern, deren Kinder auf einem Gymnasium sind, nicht mehr denken – so wie es früher häufiger üblich war – sie bräuchten aufgrund des eigenen Bildungsniveaus keine Hilfe von außen. Grundsätzlich lässt sich daher feststellen, dass die Offenheit für das Hilfsangebot der BEKJ insgesamt zugenommen hat.“

Als besonderen Höhepunkt im Jahr 2019 erinnert Psychologin Brümmer an die Feierlichkeiten aus Anlass des 40-jährigen Bestehens der Beratungsstelle in Bad Harzburg. Mit einem Tag der offenen Tür und zahlreichen Gästen wurde an die Eröffnung der Außenstelle im April 1979 erinnert und über das Angebotsportfolio informiert. Landrat Thomas Brych lobte in seiner damaligen die Arbeit aller Beratungsstellen der BEKJ und betonte, dass das Angebot auch angesichts der hohen Anzahl an Beratungsgesprächen nicht mehr wegzudenken sei. Das für dieses Jahr geplante 50-jährige Jubiläum der Goslarer Beratungsstelle musste übrigens aufgrund von Corona ausfallen, es soll im kommenden Jahr nachgeholt werden.

Neben der individuellen Arbeit mit den Klienten hat sich das Team der BEKJ auch wieder sehr stark im Bereich der Prävention engagiert. Bei den unterschiedlichen Kursangeboten und Vorträgen, die unter anderem bei Elternabenden in Kindergärten oder in weiterführenden Schulen veranstaltet wurden, standen Themen wie Medienkonsum, sexuelle Übergriffe oder die Zeit der Pubertät auf dem Programm.

In diesem Jahr stellt sich die Situation und die Beratungsnachfrage auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, in der eine lange Zeit nur telefonische Hilfestellungen möglich waren, ein wenig anders dar. „Die Einschränkungen und fehlenden sozialen Kontakte haben in Familien zu Streitigkeiten und zu Konflikten geführt. Auch die Überforderung von Eltern, die sich mit einer Mehrfachbelastung konfrontiert sahen, sowie die besonderen Herausforderungen bei getrennt lebenden Eltern, waren häufiger Grund für eine Kontaktaufnahme. Und auch der Umgang mit Medienkonsum sowie Ängste und depressive Entwicklungen – sowohl bei Eltern als auch bei Jugendlichen – beschäftigen uns in diesem Jahr“, blickt Brümmer auf die vergangenen Monate zurück.

Die Beratungsstellen der BEKJ können inzwischen zwar wieder persönlich aufgesucht werden, vorher ist jedoch eine telefonische Terminvereinbarung zwingend erforderlich. Dies gilt auch für die „Offene Sprechstunde“ einmal wöchentlich am Donnerstagnachmittag.

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich auch die Möglichkeit der niederschwelligen Onlineberatung bei der bke (Bundeskonferenz für Erziehungsberatung) sehr bewährt. Die BEKJ beteiligt sich seit Jahren an diesem Angebot. Gut angenommen wird das seit Ausbruch der Pandemie bestehende Projekt „Schnelle Hilfe im Internet“, das für Eltern und Jugendliche zusätzliche Angebote in der Krise bietet.

Sämtliche Vortrags- und Präventionsveranstaltungen fallen in diesem Jahr aus. Der im Frühjahr gestartet Elternkurs „KiB“ (Kinder im Blick) kann erst im Herbst/Winter fortgesetzt werden, sofern es die Coronalage erlaubt.

Erreichbar ist die BEKJ unter der Rufnummer 05321 76-482.