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Datum: 17. Juni 2020

Bekämpfung invasiver Arten: Landkreis bittet um Hinweise aus der Bevölkerung

Kostenlose App „KORINA“ eignet sich für die Meldung von Standorten

Im Frühjahr und Frühsommer erreichen die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Goslar regelmäßig Meldungen über Standorte invasiver Pflanzenarten (Neophyten) wie beispielsweise dem Riesenbärenklau (Herkulesstaude). Da die Meldungen jedoch meist sehr unspezifisch sind und häufig keinen Rückschluss auf den genauen Standort erlauben, ist den Naturschutzexperten der Behörde damit leider nur wenig geholfen.

Katrin Schirok von der Naturschutzbehörde betont jedoch, dass der Landkreis auf Hinweise angewiesen ist, da eine effektive Bekämpfung der Neophyten nur gelingen kann, wenn möglichst viel über die Vorkommen bekannt ist. „Um unser Neophytenkataster zu vervollständigen, sind wir auch ganz dringend auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen. Die Meldungen müssen aber gut nachvollziehbar sein, und sollten bei uns nach Möglichkeit nicht zu einem erhöhten Rechercheaufwand führen“, erklärt Schirok.

Eine gute Möglichkeit, die Standorte von Neophyten genau zu melden, bietet die kostenlose Smartphone-App „KORINA“ der Koordinationsstelle Invasiver Neophyten aus Halle (Sachsen-Anhalt). Mittels dieser Anwendung können Wanderer und Spaziergänger die Vorkommen invasiver Arten übermitteln. Vor der Nutzung der App ist jedoch eine Registrierung auf der Homepage www.korina.info erforderlich und die Meldungen müssen unter anderem ein Foto enthalten.

Über den Fund von Riesenbärenklau und Co kann jedoch auch ohne Smartphone informiert werden. Dafür reicht eine E-Mail an die untere Naturschutzbehörde unter umwelt@landkreis-goslar.de. Das Vorkommen sollte mit einem Foto, einer kurzen Beschreibung sowie einem Lageplan dokumentiert werden.

Und wer unsicher bei der Bestimmung von Pflanzen ist, dem sei in diesem Zusammenhang noch die kostenlose App „Flora Incognita“ der Technischen Universität Ilmenau empfohlen.

Hintergrundinformationen:

Durch Reisen und Handel über Landes- und Kontinentalgrenzen hinweg gelangen seit Jahrhunderten gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten zu uns. Arten, die nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus im Jahr 1492 eingeschleppt wurden, werden allgemein als Neobiota bezeichnet. Man unterscheidet dabei zwischen Tierarten (Neozoen) und Pflanzenarten (Neophyten).

Viele dieser eingeschleppten Arten sind völlig unproblematisch – sie können sich aufgrund von klimatischen Bedingungen oder Konkurrenzsituationen nicht etablieren oder fügen sich in vorhandene Nischen in unserem Ökosystem ein. Einige wenige Arten werden jedoch invasiv: das bedeutet, dass sie bei uns so gute Lebensbedingungen vorfinden, dass sie sich teils ungebremst ausbreiten und vermehren. Dabei verdrängen sie heimische Arten oder ganze Artengemeinschaften und beeinträchtigen so Lebensräume und Ökosysteme – langfristig gesehen wirken sie sich dadurch negativ auf die biologische Vielfalt aus. Einige Arten bergen zudem gesundheitliche Risiken: so verursacht der Kontakt mit Riesen-Bärenklau (auch Herkulesstaude genannt) durch eine phototoxische Reaktion schwere Verbrennungen und die Pollen der Beifußblättrigen Ambrosie können schwere allergische Reaktionen hervorrufen.

Um die Biodiversität zu erhalten und die Gesundheit des Menschen zu schützen, wurden und werden verschiedene Maßnahmen zur Bekämpfung solcher Arten ergriffen. Da die Bekämpfung invasiver Arten an einem Standort über einige Jahre fortgeführt werden muss, verursacht dies nicht unerhebliche Kosten.

Auch im Landkreis Goslar haben sich einige dieser invasiven Neophyten angesiedelt. Daher laufen bereits verschiedene Maßnahmen, um diese Arten einzudämmen. Es wird bislang vor allem der Riesen-Bärenklau bekämpft, aber auch gegen den Japanischen Staudenknöterich und die Gelbe Scheinkalla laufen bereits Maßnahmen. Weitere Arten, die im Landkreis Goslar vorkommen, sind beispielsweise Vielblättrige Lupine, Kanadische Goldrute, Kolben-Spiere und Drüsiges Springkraut. Um hier noch effektiver arbeiten zu können ist es zwingend erforderlich, dass möglichst viele Standorte von Neophyten bekannt sind – nur so kann eine Strategie erstellt und eine wirksame Bekämpfung gestartet werden.